Einige Jugendlichen fühlen sich mit der Aufgabe, die Krisen emotional zu verarbeiten, alleingelassen. Sie vermissen Erwachsene, die ihnen zur Seite stehen:
„Den Lehrern geht es nur darum, dass sie (…) bis zum Ende des Schuljahres fertig werden. Durch diesen ganzen Stress entstehen aber etliche psychische Krankheiten. Gefühlt interessiert sie das gar nicht. Das ist etwas, was mich wirklich aufregt. Dann wundern sie sich, was mit der Person passiert ist“ – Isabel, 15, FA.
Gerade wenn Eltern selbst überfordert sind oder sich „nicht kümmern“, braucht es laut der Jugendlichen andere „Ansprechpartner“, um zu verhindern, dass Kinder die Erfahrung machen, dass sich Personen abwenden, „sobald irgendein Kind, ein Mensch zeigt, dass er Probleme hat“ (Mara, 19, SMV). Gespräche mit anderen unterstützen es, Gefühle zu verstehen und die eigenen und fremden Gefühle einordnen und verarbeiten zu können[2].
Miteinander ins Gespräch zu kommen, kann auch helfen, Wege aus der Krise zu erkennen. Der 14-jährige Thies hat beispielsweise konkrete Lösungsvorschläge für Gleichaltrige, die mit ihrer mentalen Gesundheit kämpfen:
„Man könnte für Kinder Haustiere anschaffen, Kinder könnten öffentliche Dienste machen. Zum Beispiel Senioren mit Giggerln [Hühner] versorgen. Man könnte eine Woche auf dem Land verbringen, weil bei uns passt es ja“ – Thies, 14, FJ.
Um (persönliche) Krisen bewältigen zu können, braucht es nach Laurie Santos und Vivek Murphy zwei Dinge: Ein Gefühl der Verbundenheit, das durch Mitgefühl entsteht und das Gefühl nach Sinnhaftigkeit[3]. Beides hat Thies erkannt. Es geht also darum, Jugendliche dabei zu unterstützen Mitgefühl zu entwickeln und gleichzeitig diejenigen emotionalen Kompetenzen zu fördern, die ihnen helfen, ihre Gefühle zu verarbeiten, die durch mediale Bilder ausgelöst werden.
Emotionale Medienkompetenz: Wer gelernt hat, welche Medieninhalte welche Gefühle auslösen und wie diese Gefühle verarbeitet werden können, nimmt Krisen anders wahr und geht gestärkt durchs Leben.