Regie: Dominik Gadzali
Gloria – Zerronnen erzählt die Geschichte der Kampfpilotin und in der Propaganda als Kriegsheldin gefeierten Emilia Kulesza, die nach einem längeren, verletzungsbedingten, Urlaub an die Front zurückkehrt und sich nun auf ein neues beweisen muss. Bei ihrem ersten Einsatz stürzt sie allerdings ab und muss, totgeglaubt und hinter den feindlichen Linien, den Weg zurück in den Stützpunkt finden. Als sie es nach einem Monat endlich schafft, stellt sie fest, dass man nur wenig Verwendung für ein kriegsinvalides Fliegerass hat und sie ihren Vorgesetzten und der Kriegspropaganda tot eigentlich viel mehr genützt hat…
„Geschichten im Allgemeinen, aber insbesondere Filme sind, wie kaum ein anderes Medium, in der Lage, Menschen neue Erfahrungen zu vermitteln. Ihnen Perspektiven zu eröffnen, die sich von ihrer eigenen stark unterscheiden, sie eine Erfahrung durch die Augen einer Figur zu machen, die sich von ihnen in nahezu jedem Merkmal zu unterscheiden scheint. Dabei macht sich der Film eine der menschlichsten Eigenschaften überhaupt zu Nutze: Die Empathie. Ein guter Film sollte einen unterhalten, einen packen und nicht mehr loslassen. Wenn es einem Film dann auch noch gelingt, seine Zuschauer eine Erfahrung durchmachen zu lassen, die ihren Horizont erweitert und, so fern sie auch scheinen mag, für sie relevant ist und ihnen Stoff zum Denken gibt, dann bleibt er im Gedächtnis.
Wir leben in einem Europa, in dem Dinge wie Krieg, Militarismus, Imperialismus und Autokratie innerhalb von kürzester Zeit ein zuvor undenkbares Maß an Relevanz erhalten haben. Für uns und viele Menschen in unserem Alter war das aktuelle politische Klima ihr gesamtes Leben lang vollkommen undenkbar. GLORIA nimmt den Zuschauer mit, in eine fiktive Welt, in der das deutsche Kaiserreich den ersten Weltkrieg überdauert hat. Eine Welt, die der Unseren fundamental anders ist, dem Zuschauer aber doch irgendwie bekannt vorkommt. Eine Welt, in der eine junge Frau für sich Bedeutung im Militärapparat einer imperialistischen Großmacht gefunden hat, nun aber mit der Realität dieser Systeme konfrontiert wird: Egal wie überzeugt man von dem ist, wofür man kämpft und wie wichtig man glaubt zu sein, für den Kriegs- und Propagandaapparat ist man immer austauschbar und kein einzelnes Schicksal ist von besonderer Bedeutung.
Ziel der Geschichte ist es nicht, Emilia dafür zu verurteilen, dass sie Soldatin ist. Während sich der erste Kurzfilm unserer kleinen Reihe damit beschäftigt hat, welche ganz individuellen Gründe Menschen dazu bewegen, sich dem Glauben an eine unterdrückerische Autokratie zu verschreiben, soll der Film diesen Glauben herausfordern. Wie treu bist du einem System, dem du nichts bedeutest, sobald die Fassade zu bröckeln beginnt und dir dies brutal vor Augen geführt wird?“
Statement von Dominik Gadzali & Gerrit Gehring