Viele Jugendliche verspüren den Wunsch, sich aktiv an der Gesellschaft zu beteiligen und Verantwortung für sich und Andere zu übernehmen. Gleichzeitig müssen sie aber mit vielen Belastungen und Herausforderungen im Alltag umgehen: Schule wird als enormer Stressfaktor wahrgenommen und teilweise auch für mentale Probleme verantwortlich gemacht. Krieg, Corona und Inflation beschäftigen die Jugendlichen zusätzlich zur Dauerherausforderung Klimawandel. In der Folge fühlen sich viele Jugendliche überfordert und es fehlt ihnen an Selbstwirksamkeitserfahrungen.
Schule – zwischen Stress und Zukunftsaussichten
Für die befragten Jugendlichen ist Schule mit sehr viel Stress und Belastung verbunden. Sie berichten von Notendruck, langen Nachmittagen im Klassenzimmer, ungerechter Benotung (siehe Bild) und hohen Ansprüchen von Lehrer*innen und an sich selbst. Marcel fasst seinen Tag folgendermaßen zusammen:
„Gestern [war ich] bis 16:00 Uhr in der Schule. Ich bin dann nach Hause gegangen, habe Sport gemacht, bin wieder nach Hause gegangen, habe für das Fach Deutsch gearbeitet und dann musste ich schon wieder schlafen. Wir hatten in dieser Woche drei Mal lange Unterricht und dann ist die Zeit begrenzt und man kann sich um nichts richtig kümmern“ – Marcel, 16, GK.
Den Jugendlichen fehlt es nicht nur an Freizeit. Einige leiden auch am Stress, der zu gesundheitlichen Problemen führt: „Es ist all das zusammen, Noten, die Lehrer, die Klasse. All das“, sagt zum Beispiel Chiara (14, FA). Besonders schlimm ist es, wenn die Jugendlichen gleichzeitig das Mitgefühl der Lehrkräfte für die eigene Situation vermissen:
„[D]en Lehrern geht es nur darum, dass sie [mit dem Stoff] bis zum Ende des Schuljahres fertig werden“ - Isabel, 15, FA.
Gleichzeitig erkennen die Jugendlichen aber auch an, dass Schule notwendig ist, um später Perspektiven zu haben. Sie wünschen sich einen guten Job und ein sicheres Einkommen und sehen eine gute Ausbildung als Schlüssel für diese Träume:
„Ich finde im Allgemeinen so Geld und Bildung, allgemein Bildung ist ehrlich wichtig. Weil ohne Bildung kommt man nirgendwo hin und wenn man keine Bildung hat, dann hat man auch kein Geld. Wenn man kein Geld hat, kann man sich nichts leisten. Wenn man sich nicht leisten kann, dann Tschüss“ – Zenia, 16, SMV.
Dadurch erklärt sich, dass die Schüler*innen insgesamt hohe Ansprüche an sich selbst und ihren schulischen Erfolg haben und bereit sind, viel dafür zu tun. In ihrem Dokumentarfilm hat die Film-AG gemeinsam mit Gleichaltrigen nach Lösungen gesucht. Erstaunlich ist dabei: Sie nennen nur Lösungsvorschläge, die bei Kindern und Jugendlichen selbst ansetzen: Sie könnten sich stärker am Unterricht beteiligen, mehr Fragen stellen, frühzeitig mit dem Lernen beginnen, einen Zeitplan erstellen oder Lehrkräfte bitten, auf unangekündigte Tests zu verzichten. Der Druck – und die Verantwortung – lastet damit in ihrer Wahrnehmung allein auf den Jugendlichen selbst.