Das jungste Gerücht

D 2024 | Regie: Bernhard Wohlfahrter | 20′

Inhalt / Kernaussagen

Als der älteste Mann von Öblarn stirbt, taucht kurz vor seinem Begräbnis ein riesiger Kürbis auf der Spitze des Kirchturmes auf. Niemand im Dorf kann sich einen Reim drauf machen: Wie kam der Kürbis auf den Kirchturm? Wer war das? Und welchen Grund gibt es dafür?

Warum dieser Film? (Directors Note)

Aufgewachsen bin ich in der Obersteiermark, 40 Kilometer von der nächsten Verkehrsampel entfernt. Die dörflichen Kontexte in diesem Film sind als „bekanntes Terrain“ für mich. Bei Marius und Paul, die aus Oberschwaben stammen, ist es dasselbe. Zudem eint uns eine große Liebe zum Ländlichen, den Menschen, die dort wohnen, und der Blick darauf. Dieser besteht aus einem kritischen Wissen um die Strukturen, die es in solchen Gegenden oft (noch) gibt, aber auch um das Wissen um die Schönheit, die Poesie, den Verlust. Alle drei sind wir in die Großstadt gegangen. In der Stadt spüren wir stets Sehnsucht nach unserem Herkunftsort und merken zugleich, dass wir ohne die Stadt nicht könnten.

Wir brauchen sowohl das Eine, als auch das Andere: Die Anonymität und das Geheimnis, als auch das Beschauliche und scheinbar Beständige. Seit sechs Jahren wohne ich in München. Dennoch verbringe ich einige Zeit im Jahr in der Steiermark, die ich nach wie vor „Daheim“ nenne. Dort haben meine Eltern den Auftrag alle Regional- und Gemeindeblätter, Vereinszeitungen und Kirchenboten für mich aufzubewahren. Auch gehe ich nach wie vor dort zum Friseur, um allerhand zu erfahren. Mein Interesse dran, was daheim los ist, ist groß. „Gar nichts ist los“, bekommt man stets als Antwort. Diese Antwort beruhigt, weil sie scheinbar ausdrückt dass alles seine Beständigkeit hat. Zugleich ist sie falsch, da so ungeheuer Spannendes passiert, wenn man nur richtig hinsieht und hinhört!

Marius und ich haben festgestellt, dass sich unsere Herkunftsorte sehr ähneln. Auch wenn (weltweit) Traditionen, Gebräuche etc. starke Unterschiede haben – die gesellschaftlichen Konventionen im ländlichen Bereich sind – in all ihrer Eigenheit – global die gleichen. Im künstlerischen Kontext steht „Das jüngste Gerücht“ in einer langen Tradition: Die Anzahl literarischer, theatralischer und filmischer Aufarbeitungen des Landlebens ist allein in Österreich und Bayern äußerst groß … Ganghofer und Graf, der deutsche Heimatfilm, der Anti-Heimatfilm, der neue Heimatfilm, Provinz-Krimis, Komödienstadel, zahlreiche TV-Serien und Doku-Reihen … Auffällig ist, dass, obwohl sich Handlungsorte und Figurenkonstellationen dieser Werke stets sehr ähneln, die Vielfalt an unterschiedlichen Handschriften, Genres und Erzählformen eine äußerst umfangreiche ist.

„Das jüngste Gerücht“ ist eine Komödie mit Tiefgang und Herzenswärme und soll, mit dem Wissen um die Geschichten die schon erzählt wurden, und denen, die man selbst erlebt hat, mein ureigenes Empfinden für die „Heimat“ ausdrücken: In all ihrer Schrägheit, ihrem Humor, ihrer Poesie. Mit einer großen Verehrung und Liebe für die Menschen dort.

Produktionelle Informationen

Drehzeit: 8 Drehtage, 23.09.2023 – 01.10.2023

Drehort: Öblarn (Steiermark)

Crew: 32 Personen

Cast: 56 Personen

Komparserie: ca. 80 Personen

Größte Herausforderungen 

So vielen Schauspieler*innen und Kompars*innen gleichzeitig gerecht zu werden

Ein so aufwändiges Drehbuch in so wenigen Drehtagen und mit kleinstem Budget zu realisieren.

Die kreativen Visionen mit allen Head of Departments abzugleichen.

Highlights

Die großartige Teamleistung und die riesige Bereitschaft im ganzen Dorf, das Filmprojekt zu unterstützen.

Zu erkennen, wie facettenreich und beflügelnd Laienspiel sein kann.

Die wunderschönen Bilder, die entstanden sind.

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